Da ich selbst mit Burn-Out mehr als einmal zu tun hatte, ist mir dieses Thema besonders wichtig. Ein Burn-Out wird allgemein beschrieben als ein Gefühl des " inneren Ausbrennens". Der Begriff des Burn-Outs wird meist im Zusammenhang des Jobs verwendet. Meist sind es Personen, die in einer Branche arbeiten, die ihnen viel abverlangt. Hohes Arbeitspensum, wenig Pause, innerer Perfektionismus, viel Verantwortung(sbewusstsein) sind nur ein paar Gründe, die zu einem Burn-Out führen. Betroffene haben das Gefühl ihr Job sei sinnlos, ihre Arbeit nicht mehr bewältigbar, oder sie haben das Gefühl jeden Moment zusammenzubrechen.
Ein Burnout kann aber eigentlich aus unterschiedlichen Gründen entstehen. Es genügt, dass eine Person bestimmte Eigenschaften mitbringt (z.B. Perfektionismus, hohe Moralvorstellungen) UND ihr Umfeld ihnen viel abverlangt (z.B. viele Kinder, Druck im Job). Die Person möchte ihrem Umfeld natürlich gerecht werden und bemüht sich darum.
Bei Autisten kommen viele Komponente zusammen.
Eigenschaften:
meist der Wunsch normal zu sein ("Masking")
soziale Überforderung
Aushalten und Kompensieren von zu schnellen Veränderungen
Aushalten von (sensorischen) Reizen
hohe Moral und Gerechtigkeit
Perfektionismus & idealistisch
es allen Recht machen wollen
kann nicht immer kommunizieren aber bemüht sich
häufig über die eigenen Grenzen gehen
immer wieder sich erklären müssen
grundsätzlich weniger belastbar
Umfeld
vorwiegend unter neurotischen Bedingungen
wenig bis kein Verständnis des autistischen Seins
wenig Anpassung an das autistische Sein
oft zu laut, zu schnell, zu widersprüchlich
Wie äußert sich Burn Out bei Autismus?
Burn Out kann sich bei Autisten tatsächlich anders äußern als bei neurotypischen Menschen.
👉 Wegfall des Spezialinteresses
👉 kaum Energie für Masking: starkes Zeigen des autistischen Seins
👉 deutlich schneller im Overload/ Meltdown / Shutdown als gewöhnlich
👉 wenig bis gar nicht mehr belastbar
👉 schnellerer Mutismus und weniger erreichbar für andere
👉 Gefühle von Sinnlosigkeit
👉 wenig bis kaum arbeitsfähig
👉 geübte soziale Verhaltensweisen gehen nicht mehr (z.B. Telefonieren, Einkaufen)
Ein autistischer Burn-Out zeigt sich meines Erachtens in wesentlich kürzeren aber dafür mehrfachen Intervallen. Autisten haben also vermutlich wesentlich häufiger mit Burn-Out zu tun. Das liegt daran, dass Autisten aufgrund des eher neurotypischen Umfelds weniger belastbar sind und es dadurch weniger bedarf bis sie in ein Burn-Out rutschen. Die autistische Person läuft allerdings Gefahr, dass mit steigender Häufigkeit auch die Intensität des Burn-Outs zunimmt und die Belastbarkeit abnimmt bzw. die Regenerationafähigkeit abnimmt bis eine vollkommene Arbeitsunfähigkeit vorliegt.
Neurotypische Personen erleben dagegen einen Burn-out meist seltener, dafür länger und intensiver. Eine neurotypische Person befindet sich in einem eher für sich passenderen Umfeld, sind flexibler und sie haben einen besseren Reizfilter. Sie sind dadurch wesentlich belastbarer, was sie resilienter gegenüber Widerständen macht.
Was kann man bei einem autistischen Burn Out machen?
Symptome Ernst nehmen
Belastende Situation sofort beenden
Keinen Druck auf die autistische Person ausüben
Am besten erst mal krank schreiben lassen
Am besten von allen häuslichen und sonstigen Verpflichtungen entbinden
Kommunikation und Interaktion stark reduzieren
Rückzugsort schaffen
Grundsätzlich gilt: je schneller die Regeneration, desto besser sind die Heilungschancen!
Wenn ein autistischer Burn Out mehrfach auftreten sollte (z.B. mehrmals im Jahr), stimmen einige Punkte im Leben der autistischen Person nicht.
Ist der Job der richtige?
Ist das Studium evtl. zu anstrengend?
Hat die autistische Person negative / belastende / extreme Glaubenssätze?
Ist die autistische Person perfektionistisch?
Maskiert die autistische Person zu stark?
Steht die autistische Person unter einem starken Druck (z.B. Familie und Arbeit unter einem Hut zu bringen?)
Achtung: ein Burn-out, der sich mit diesen Symptomen zeigt, könnte auch ein Hinweis auf einen noch unentdeckten Autismus hinweisen!
Es ist erschreckend und bestätigend, dass alle Podcasts, die ich zum Thema Autismus auf Youtube und Spotify schon gehört habe, auch das Thema Erschöpfung und Burnout behandeln, und zwar immer aufgrund eigener Betroffenheit.
Mein aktuell gehörtes Beispiel (von Stephanie Meer-Walter) ist auf Deutsch, deswegen möchte ich es hier teilen (falls willkommen): https://open.spotify.com/episode/3NdG8uHCLVdgiaLd66kv1I?si=LCJ7M5bFRMS2MwksVa9VmQ
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